Charity, perfektes Alibi für die Abschiebemaschine

Die Kriege und die Scheissbedingungen, die vom Kapital und den Staaten aufgezwungen werden, treiben tausende Menschen ins Exil. Viele unter ihnen entfliehen den religiösen oder staatlichen Verfolgungen Richtung Europa in der Hoffnung, Flüchtlings- oder Asylstatus zu erhalten. Für die Autoritäten gilt es, sie zu registrieren (insbesondere über eine genetische Datenbank, die von der Eurodac Regelung – ein Teil der Dublin II-Verordnung – eingesetzt wurde), sie unter Kontrolle zu halten, sie in Erwartung ihrer Rückstellung abzustellen. Die Diplomiertesten können ein Bleiberecht „gewinnen“, da sie durch die Wirtschaft direkt ausbeutbar sind. Doch für die grosse Mehrheit derer, die lebendig auf das Staatsgebiet gelangen, wartet die Hölle oder anders gesagt, ein „Leben“ in permanenter Angst von den Bullen gefasst zu werden, eingesperrt in einem CRA zu enden um dann in ihr Herkunftsland (oder in ihr erstes europäisches Ankunftsland nach der Dublin III-Verordnung) abgeschoben zu werden.

Um die Sans-Papiers zu registrieren, einzuteilen, einzusperren und abzuschieben stützt sich der Staat auf verschiedene karitative Verbände, die im Gegenzug reichlich mit Subventionen eingedeckt werden. Die offenkundigsten sind: das Rote Kreuz, das sich momentan an der Grenze zwischen Menton und Ventimiglia hervortut, indem sie – als Unterstüzung für die Bullen – Migranten, die nach Frankreich kommen wollen, in die CIEs, die sie verwaltet, zurückzusendet; Emmaüs, eine Organisation des Geistlichen Pierre, die die Sans-Papiers in Paris sortiert, um die polizeiliche Arbeit zu vereinfachen, und Empfangszentren betreibt; L‘ordre de Malte und France Terre d‘Asile, die praktisch alle Internierungszentren in Frankreich betreuen; La CIMADE setzt sich in den CRAs angeblich für die Rechte der Sans-Papiers ein, ist in Wirklichkeit aber darum bemüht, ihre Inhaftierung „humaner“, also akzeptabler, zu gestalten. Sie spielen die ideale Rolle, die vom Staat erwartet wird: diejenige, der sozialen Befriediger. Doch sind diese grossen karitativen Organismen, die sich den Kuchen auf dem Markt der Misere der Sans-Papiers teilen, bei weitem nicht die einzigen, die sich einmischen. Bereits in der sechsten Ausgabe haben wir die Rolle von La Vie Active in Calais erwähnt, die die Verwaltung des Hochsicherheits-Megacamps übernommen hat.

In Besançon, wie in vielen anderen Städten in Frankreich, wurde während dem Sommer 2016 im Zuge der neuen Reform CESEDA (Code de l‘entrée et du séjour des étrangers et du droit d‘asile, z.dt.: Richtlinien zur Einreise und zum Aufenthalt von Ausländern und zum Asylrecht) vom Staat eine neue Methode zur Überwachung der Sans-Papiers geprobt: der Hausarrest, der als Alternative zur Inhaftierung präsentiert wurde. Die Mauern ausserhalb der Gefängnisse auszuweiten, steht in der aktuellen Logik der Herrschaft. Ob für die Gefangenen (unter der Macht des Justizministerium) oder für die Migranten (unter der Macht des Innenministerium) versucht der Staat die Gefängnisse oder die Internierungszentren zu entlasten, indem er alternative Strafen verhängt, wie das Tragen von elektronischen Fussfesseln, gerichtliche Überprüfungen oder verschiedene Verpflichtungen, um regelmässig bei den Bullen oder bei den Richtern erscheinen zu müssen, etc…

In der Hauptstadt von Doubs ist es die ADDSEA (l’Association Départementale du Doubs de Sauvegarde de l’Enfant et de l’Adulte, z.dt.: Verein zum Schutz von Kindern und Erwachsenen), 23, rue des Granges, die das „Empfangszentrum für Flüchtlinge“ (nächtliche Unterkunft) im Krankenhaus von St-Jacques leitet. Das Personal, und vor allem die Mediatoren, wahrhaftige Bullen, üben insbesondere durch die verhängte Ausgangssperre (ab 21h) immer mehr Kontrolle über das Leben der Migranten aus. Im Falle, dass sie nicht ins Heim zurückkehren, werden ihnen alle sozialen Dienste (Essen, verschiedene Beschaffungen, Taschengeld, etc.) gestrichen und haben so keine andere Wahl als „sich durchzuwursteln“. Für die kleinste Hilfe, die sie erhalten, wie der Zugang zu einem weniger feindlichem, düsterem und miserablem Schlafplatz als diese „Empfangszentren“, müssen sie bezahlen. Desweiteren sind die Migranten gezwungen, jeden Tag beim Kommissariat zu erscheinen, um ihre Anwesenheit zu bestätigen. Wenn es zu irgendwelchen Abweichungen vom Reglement des Zentrums kommt, schliesst sie der Verein aus und hetzt die Polizei auf ihre Fersen, die sie einpacken, einsperren und abschieben. Diese Überwachung, die den Migranten absolut keinen Schutz vor einer Abschiebung bietet, zwingt sie, die Kontrollen zu akzeptieren, um das überlebensnotwendige Existenzminimum zu erhalten. Auch für die Bullen ist es vorteilhaft, immer zu wissen, wo sie die Migranten im Hinblick auf ihre Abschiebung finden. Deshalb entscheiden sich auch einige Sans-Papiers, diese widerliche Erpressung nicht hinzunehmen und, mit dem Risiko gefasst, in einem CRA eingesperrt und manu-militari abgeschoben zu werden, von den staatlichen und städtischen Diensten zu desertieren.

Es bestehen verschiedene Mittel, um gegenseitige Hilfe und Solidarität mit den Sans-Papiers auszudrücken (wie dem Öffnen von Besetzungen oder dem Sammeln von Lebensmitteln, Kleidern…). Ein grosser Teil von solidarischen und revolutionären Personen hat allerdings die Tendenz zu vergessen, dass sich die praktische Solidarität in der Sabotage der unzähligen Räder der Abschiebemaschine realisieren kann, die sich, wenn man die Augen beim Spazieren weit aufmacht, überall finden lassen: die Banken, die die Sans-Papiers bei den Bullen melden (wie La Poste, BNP Paribas, LCL), die Fluggesellschaften, die die Flüge durchführen (wie Air France), die Reinigungsfirmen, die die CRAs instand halten (wie zum Beispiel Derichebourg), oder diese berühmten karitativen Vereine, die mit der Migrationspolitik der Staaten kollaborieren.

Übersetzung: Aus dem Herzen der Festung

Back from the Holidays, Back in the Fight

A summer of revolts

While the end of last year was marked by social problems that caused a bit of trouble for the powerful, the summer of 2016 brought fiery revolts against this world of misery and oppression. First and foremost, these took aim at those who most obviously carry of the violence of the powerful, namely the cops and the gendarmes [military-style police].

While some go off on vacation, others stay trapped in the prison world of the ghettos. On Tuesday July 19 in Beaumont-sur-Oise in Val-d’Oise, Adama Traore was killed by gendarmes while being arrested. To conceal his death by suffocation at the hands of the pigs, the state immediately began talking about “heart troubles … respiratory troubles … pulmonary infections” and so on. Every time some dies in custody, power puts on the same grim spectacle, with the complicity of the media. This time, Beaumont and Persan [two towns in Val-d’Oise] responded with several nights of revolt, during which many municipal and state buildings (police stations, libraries, garages for city vehicles) as well as capitalist infrastructure (gas stations, supermarkets…) went up in smoke or had their windows smashed.

These attacks against the institutions and infrastructure of this society are the proof that only by destroying this world will we find justice within it. To demand that “justice be done” is to insist that the state condemn a killer in uniform who is himself tasked with maintaining order, so basically asking power to condemn itself. It’s hoping for a kind of state justice that is and always has been in the service of the rich and powerful. Even if this murdering officer were to be found guilty of voluntary homicide, the exploitation and oppression imposed by this system would continue just the same.

In Besançon, in the night of the 14-15th of August, a revolt exploded against some oppressors: the transit security, more and more numerous lately on the tramways at the end of the day (especially in working-class areas). That night, they finally reaped some of the rage they’d been sowing by constantly hassling broke people without transit tickets. One of the lawmen from Besançon Transit will remember this night for a long time, since a paving stone made it through his windshield and took him out of commission for a few weeks. Many buses and trams were pelted with rocks, lots of street fixtures were damaged, and burning barricades on the tracks forced the transit company Ginko to stop traffic until 10am the next day. The cops, always there to defend an order based on money and goods, also felt the rage of the rebels through a hail of stones. And to top off this fine night, no one was arrested.

Each day the state brings forward disgusting laws
from the “work!” law to “manadatory civilian service”

The four months of fierce struggle against the labour law undermined the legitimacy of society and its armed goons, which made power decide to take revenge against the rebels, as the statistics of repression makes clear (according to official statements from the ministry of justice published on July 7 2016, 896 people were arrested and detained and 32 received jail sentences since the beginning of the movement. Out of those held by police, 520 concerned “attacks against law enforcement”, 188 “participation in an armed group”, and 89 for “property destruction”). There were blockades of highschools and universities, economic disruptions targeting its choke points, and sabotage and destruction against everything that perpetuates exploitation and oppression.

Surely we should not turn back from such a promising path (towards insurrection). And there are many reasons to wander further down these seldom-traveled trails, because each day power restructures itself and strengthens its position with laws each more repulsive than the last.

Mandatory military service hasn’t existed for a long time, but the state is planning a modern version, better adapted to the needs of the market, beginning in 2016-2017. The government plans on forcing each youth, after their 18th birthday, to spend all summer working in a business, a stupid community organization, or an institution considered to be “of public utility” (like the army, the gendarmes, the police, the national school system, etc). This new national service will then require six additional months of internship before the age of 25 (completed either all at once or in two blocks of three months). It’s a dream come true for bosses and for the state, who will just sprinkle a few crumbs for the exploited (400 or 600 bucks) once they’re done their task. Welcome to the world of adults, where we’re taught to hustle all day for a bit of pocket money, to put up with shitty labour conditions and the whims of bosses and their cronies, with schedules and rhythms that kill our minds and drain our energy and autonomy. From the age of 18, they need to be trained to be good little minions of the owning class. Beyond just rotting young minds with the habit of exploitation and competition, the idea is to prepare and train each youth to be the ideal citizen, as dreamed of by the state, by force-feeding them patriotism and respect for laws, as well as setting them up to be snitches and sheep…

As for us, will we succeed in breaking through the impasse of resignation to take our lives in our hands, to generalize rebellion against the ever-shittier future proposed by the powerful?

[From Seditions: an irregular anarchist journal the Besançon area. Issue 8, September 2016.]

[Translated by Bordered by Silence]

Charity, the perfect alibi for the expulsion machine

The wars and shitty conditions inflicted by capital and the state drive thousands of people towards exile. Many of them flee religious and state persecution towards European countries, in hopes of being granted asylum or refugee status. For the authorities, the main issue is to get them on file (notably via a genetic database put in place by the EURODAC regulations, which form part of the Dublin II law), to keep them under control, to park them until they can be sent back. Those with degrees can “win” the right to stay, since they are directly exploitable by the economy. But hell awaits the the vast majority of those who manage to set foot alive on the national territory – in other words a “life” of permanent anxiety and fear of being arrested by the police, of ending up locked in CRAs (French detention centres) only to be expelled back to their country of origin (or to the first European country they arrived in, according to the Dublin III rules).

To file, sort, detain and expel undocumented migrants, the state relies on many charities, who in exchange are generously showered with subsidies. The most notorious are: the Red Cross which currently shoulders the police at the border between Menton and Ventimiglia in order to send migrants who seek to enter France back to the CIEs (Italian detention centres), which it runs ; Emmaüs, abbot Pierre’s association, which sorts undocumented migrants in Paris so as to facilitate the police’s job, and runs reception centres ; the Order of Malta and France Terre d’Asile (“France Land of Asylum”), which run practically all of the detention centres in France ; the CIMADE, which supposedly intervenes in the CRA to guarantee refugees’ rights but in fact seeks to make their interment “more humane”, in other words more acceptable. They play the ideal role needed by the state: that of social pacification. But the large charities (the most well-known ones) which manage the lions’ share of the market of misery are far from the only ones to intervene. We already recalled (in the 6th issue of the paper) the role of La Vie Active (“Active Life”) in Calais, where the organisation was granted management of the high-security mega-detention camp.

In Besançon as in many other towns of France, a new method of policing undocumented migrants has been experimented with by the state during the summer of 2016, in the framework of the new reform of the CESEDA (Code of entry and of stay of foreigners and of the right to asylum) which was voted on March 7th: house arrests, which are presented as an alternative to detention. To extend internment beyond the confines of prisons is part and parcel of the current logic of the powers that be. Be it for the prisoners (under the authority of the Ministry of Justice) or for the migrants (under the Ministry of the Interior), the state is attempting to unclog prisons and detention centres by issuing alternative sentences, such as electronic bracelets, judicial reviews and various obligations to regularly appear before the police or judges, etc…

In the capital of the Doubs, the organisation which runs the “reception centre for refugees” (night-time accommodation) of the St-Jacques hospital is ADDSEA (Departmental Association for the Safeguarding of Children and Adults of Doubs), located at 23, rue des Granges. Its staff, particularly its mediators, in true policing form, exert ever-increasing control over the life of migrants, such as by imposing a curfew (9 PM). If the migrants don’t return to the accommodation on time, they are barred from all social services (meals, supplies, pocket money, etc) and have no other choice than to “fend for themselves”. They are made to pay for the slightest help they receive, such as access to a less hostile, gloomy and miserable environment to sleep in than the “reception centres”. Furthermore, the migrants have to go to the police station every day to signal their presence. If there is the slightest departure from the centre’s regulations, the association expels them and sends the police after them to catch and expel them. This policing, which definitely doesn’t save migrants from the risk of expulsion, forces them to accept being controlled in order to receive the bare minimum needed to survive. It is to the police’s advantage since they know where to find the migrants when the order to expel them comes. Thus, some undocumented migrants decide to put an end to this loathsome blackmail by deserting the state and town services, at the risk of being caught, locked up in the CRAs, and forcibly expelled.

Considerable means of expressing mutual aid and solidarity towards undocumented migrants do exist (such as opening squats or collecting food, clothing…). However, a large number of revolutionaries and folks who stand in solidarity tend to forget that practical solidarity can be carried out by sabotaging the innumerable cogs in the expulsion machine, which are to be found everywhere: the banks who report undocumented migrants to the police (such as La Poste, BNP Paribas, LCL), the airline companies who charter the expulsion flights (such as Air France), cleaning companies who maintain the CRAs (such as Derichebourg), or the infamous charities which collaborate with the state’s migration policies.

[Translated by Theory without borders / Non-Fides]

Against this world of slaves and misery … Let’s plunge into the path of revolt!

Besançon: Against this world of slaves and misery … Let’s plunge into the path of revolt!

In the face of our passivity and our resignation, the State is concocting ever more disgusting and humiliating projects. The dream of the rich and those who aspire to a world of wealth and exploitation is to see us slave away for their profits without flinching, we who are forced to accept any job to survive. Working hand in hand with the bosses, the State wants to make this “life” ever more unbearable for us.

The various laws that power seeks to make us swallow aim to alienate us even more and force us to accept the foundation of their rotten society based on exploitation and war of all against all: between those who work and those who don’t; the poor unemployed and those without papers fleeing wars and poverty, freeing themselves from ultra-secure borders and opposing the  State guard dogs. All these divisions between exploited, a mere reflection of this competitive prison world that power works for every day, are all barriers to break down.

Faced with the daily humiliation and misery of this system, some absorb piles of drugs, legal or illegal, commit suicide to escape the conditions of submission and oppression in which the dominant hold us. Although the vast majority comply with this filthy existence licking the ass of the owners or imbibing their values ​​(snitching, money, property, racism, etc …), others rebel individually or as a few, by attacking and destroying part of what constitutes the wealth of the exploiters.

Will we continue to bow down, follow like sheep the slightest whistle of the unions, first partners (collaborators!) of the State, always negotiating what sauce we will be served up? Marching every now and again behind reformist banners and slogans, along a route completely mapped out by the cops ???

There’s no way to stay in place, from home to the grind, tram stations to supermarkets and shopping malls, all in the middle of a barrack-style urbanism under the eyes of cops paid to control us and blight our existence. Let’s stop suffering the daily tram-tram. Let’s block everything.

If we go out into the streets it won’t be just to oppose a law that consolidates the chains that link the exploited and oppressed to the bosses and masters of this world. At a time when power is filling the entire territory with its ever more heavily armed uniforms, now is the time to take to the streets to refuse to be reduced to the state of slaves.

It’s no use brooding and bitching, either in our own areas or on social networks. It’s time to act, organize ourselves, always bearing in mind that to do the most harm to the enemy, it is necessary to remain unpredictable, spontaneous and uncontrollable.

Let’s renew the old revolutionary practices that we have abandoned for too long: the wildcat strike, the blockade, sabotage, and maybe more …

No compromise with those who make war on us!

[Poster flyposted in Besançon on the sidelines of the mobilization against the “labour law” of March 9, taken by Indy Nantes.]

Translated by Act for freedom now

Besançon: Aktive Solidarität mit den Sans-Papiers

Am Dienstag, dem 15. März, wurde auf die Räumlichkeiten des ‘republikanischen’ Senators von Besançon Jacques Grosperrin gezielt: Klebstoff wurde in das Schloss eingeführt und die Glasfassade mit Sprüchen bedeckt, darunter einer mit schwarzer Farbe: „Solidarité migrants“. Die bougeoisen Lumpen berichten in den Medien, als würden sie das nicht verstehen. Ist es wirklich notwendig zu erinnern, dass die Politik der Vertreibung und des Ausschlusses von Migranten in Calais von der republikanischen Stadtverwaltung unter Natacha Bouchart angeführt wird? In der Peripherie von Calais wurde vor kurzem ein Mega-Camp aus Containern errichtet, um mehr als 1500 Migranten zu kontrollieren und einzusperren. Diese Partei ist, wie alle anderen auch, ein Räderwerk in der Vertreibungsmaschine. Und welche Farbe die regierende Partei auch immer haben wird, es sind ihre Gesetze und alles, was sie beschützen, das ohnehin angegriffen wird. Also, ist es immer noch nicht klar?

Übersetzung: Aus dem Herzen der Festung

In Calais führt der Staat und seine Diener einen erbitterten Krieg gegen die Migranten

In der Hoffnung auf ein besseres Leben schwärmen Migranten von allen Richtungen in Massen nach England. Doch die Staaten stellen immer mehr Stacheldrahte und Schranken auf, um sie daran zu hindern und um sie immer weiter zurückzudrängen. Gerade hat die Herrschaft ein Maxi-Camp aus Containern (mit einem biometrischen Erkennungssystem) in Calais eröffnet, was ihr erlaubt, zusätzlich 1500 Migranten einzusperren.

Die Kollaborateure dieses neuen Lagers, die sich die 18 Millionen des Kuchens aufteilen, sind zahlreich: Der Verein „La Vie Active“ (4, Rue Beffara – 62 000 Arras), Verwalter des Lagers; „Logistic Solution“ (Launay des Moulins / 35390 Grand-Fougeray), liefern die Container; „Groupe CW“ (Clôtures Michel Willoquaux, 7/21 Route Nationale – 59152, Tressin), zäunen das Camp ein; „ATMG“ (Rue Roger Salengro / Route De Oignies Espace Tertiaire Bata / 62710 Courrières); „Biro Sécurité“ (251 Avenue Antoine de Saint-Exupéry, 62100 Calais), stellen das biometrische Dispositiv des Camps, überwachen das Auffanglager Jules-Ferry und die Umgebung seit März 2015 (30 Sicherheitsbeamte und Hundeführer aufgestellt); SOGEA, Tochtergesellschaft von VINCI, verantwortlich für das Betonnieren des Gebiets.

Einige führten in der Nacht vom Samstag, 16. Januar einen Angriff auf diese Baustelle aus.Zwei Maschinen des Unternehmens „SOGEA“ gingen in Flammen auf während Tags gegen Grenzen, „Das ist ein Gefängnis“ und andere gegen die brittische Regierung ein paar Container schmückten.

Der Bau dieses Lagers bezweckt, die Sans-Papiers an einen festen Ort zusammenzubringen. Jeden Tag versuchen die Migranten, sich von den Grenzen mit allen Mitteln zu befreien, indem sie die Umfahrungen und Strassen in Richtung Ärmelkanal stürmen. Ihre Versuche werden regelmässig vom energischen Einsatz der Bullen vereitelt. Als Antwort blockieren die Migranten die Strassen, greifen die Grenzbeamten an und behindern den Warenfluss zwischen Frankreich und England. Die Präsenz von armen Immigranten in den Strassen von Calais ist, speziell für diese kleine, bourgeoise Welt, der sich so viele Bürger unterstellen, kein verkaufsfördernder und anziehender Faktor für Touristen, Investoren und andere Privatiers. Folglich sind sie empört und gehen auf die Strasse, wie am 24. Januar, als Bullengewerkschaften, Industrielle und Syndikalisten der CGT Seite an Seite zum Hafen von Calais marschierten, um die Ordnung wiederherzustellen und die Wirtschaft wieder zu beleben. Dies am Tag nach einer „No Border“-Demo, bei der Migranten und Unterstützer sich Zutritt zu einer Fähre nach England verschafften und diese für mehrere Stunden blockierten. Gleichzeitig erhalten die Bullen Unterstützung bei ihrer dreckigen Arbeit von faschistischen und rassistischen Milizen (wie die Kollektive „Calaisiens en colère“ und „Sauvons Calais), die auf die Migranten einprügeln und der Polizei bei ihrer Menschenjagd präzise Auskünfte liefern.

Faschisten, Geschäftsmänner und Bürger befinden sich faktisch auf der gleichen Seite der Barrikade, auch wenn ihre Interessen und Mittel voneinader abweichen. Es liegt an uns, unsere Aktionen und Revolten gegen die unzähligen Verantwortlichen dieses gegen Migranten geführten Kriegs auszuweiten!

Sabotieren wir die Grenzen!

übersetzung: Aus dem Herzen der Festung

Besançon: Zum Sturm auf die alte Welt (Ausgabe 6)

Besançon: Verwüstung des Geschäftszentrums von „la City“…
In der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember 2015 haben sich genervte Personen Zugang zu den Räumlichkeiten von „la City“ verschafft. Einmal im Inneren begannen sie, mehrere Büros (darunter ein Büro eines Notariats und des regionalen Komitees für Tourismus) zu verwüsten. Aber bestimmt waren es die Büros von „Grand Besançon“ – bei der der Bürgermeister der Stadt ebenfalls Präsident ist – die den Wütenden am meisten Freude bereiteten: Computerbildschirme und Kopiergeräte kaputt geschlagen, Schränke umgeworfen, Beschimpfungen an die Wände geschrieben, Abfalleimer und Flüssigkeiten fast überall umgestossen. „Grand Besançon“ ist für die alljährlichen Fahrpreiserhöhungen verantwortlich und wirkt auch bei Abschiebungen von Romas und Reisenden und der allgemeinen Verwaltung unserer Leben mit.

Belfort: Es riecht abgebrannt neben der SNCF…
In der Nacht vom 09. auf den 10. Februar 2016 wurde ein Fahrzeug der Eisenbahngesellschaft SNCF in Danjoutin (nahe Belfort) in Brand gesteckt. Bereits zehn Tage vorher ging am gleichen Ort ein Auto des Unternehmens in Flammen auf.
Für diesen Kollaborateur, der unaufhörlich seine Jagd auf Arme und Unerwünschte perfektioniert, indem er sich immer weitere menschliche und technologische Mittel beschafft, um gegen den Betrug, die Migranten, etc… zu kämpfen, kommt diese Tat wohlverdient.

[Traduit par Aus dem Herzen der Festung]

Gegen diese militalisierte Welt, treten wir aus der Herde !

neinmilitarisierung

Am 7. und 8. Oktober hatte die Gemeinde (von Besançon) geplant den Weg für das Militär zu ebnen, damit es sein Potential zur Schau stellen und die Öffentlichkeit verführen kann. Die Armee, diese Schule der Unterwerfung, Autorität und Verbrechen wurzelt in jedem Aspekt unseres täglichen Lebens: Fernseh- und Radiowerbespots, die Ankündigung von, im städtischen Raum, allgegenwärtigen Kampagnen, Rekrutierungsbanner an vielen Gebäuden, Propaganda-Artikeln in der Presse, regional genauso wie national, bis zur Präsenz auf Papiertaschen und Tüten für Baguettes.

Um die Werbung zu gewährleisten, widmete die Zeitung der Gemeinde ( „Besançon Votre Ville“ von Oktober 2015) ein spezielles Dossier, in welchem an die historische Implantation der Armee in Besançon erinnert wurde (in Gebäuden nahe der Stadt, tausende Häuser und Arbeitnehmer, etc. …), während sein kolossales Budget, seine zukünftigen zusätzlichen Arbeitskräfte, seine materiellen und menschlichen Mittel um die Bevölkerung zu terrorisieren, unterdrücken und massakrieren, geschildert wurde. Das war genug um sich dieser ganzen Scheiße, die sich vor dem Rathaus abspielte, entgegen zusetzten.

In der Woche vom 3. bis 9. Oktober gab es eine Agitation gegen die Armee und Alles, was sie aufrecht erhält. Plakate wurden plakatiert, Flugblätter wurden verteilt. Am Abend ihrer großen Party wurden Tags, im Viertel „Battant“ und an mehreren anderen Stellen in der Stadt, gesprüht: „ Die Armee, sie stinkt, sie verschmutzt und macht dumm“, „Nieder mit dem Militär“, „Weder Nation noch Grenzen – Nieder mit dem Staat und seinen Uniformen“, „Die Armee liebt dich bis zum Tod“, „Lieber Vandale als Korporal“, „Lieber Faulenzer als Feldwebel“, „Fick die Bosse“, „ Sind wir wild, keine Wachen“… Die Kaserne „Ruty“, angesiedelt in der Rue Bersot, wurde mit roter Farbe beschmutzt, genauso wie das Schild am Eingang des Rekrutierungszentrums (CIRFA) neben an. Die Autoritäten haben sicher nicht gezögert alles zu beseitigen und zu entfernen. Am Mittwoch den 8. Oktober unterbrachen mehrere Interventionen – von Studenten hauptsächlich – den glatten Ablauf dieses militärischen Events: durch Parolen gegen die Armee; durch das Sprechen von Parolen über ein Megafon um an Rémi Fraisse zu erinnern (Gegner des Damms in Testet, der dort fast vor einem Jahr in Kämpfen mit der Militär-Polizei getötet wurde), oder durch das Aufhängen von zwei Transparenten („Es lebe der Horror, verpflichtet euch“ & „Nieder mit der Armee“) an den Toren des „Arsenal“- Gebäudes von der Fakultät der Sprachen, welches nahe ihres Events steht. Am Ende der Demonstration gegen das allgemeine Enger-Ziehen des Gürtels, welches durch den Staat und die Bosse durchgesetzt wird, (während es Sektoren gibt in denen der Staat die Löhne drastisch senkt, erhalten die Sicherheitskräfte dagegen kolossale Mittel, zuerst und am meisten die Polizei und die Armee) versuchte eine kleine Gruppe erneut das Event zu stören, aber scheiterte aufgrund mehrerer Reihen von Bullen, welche die Soldaten von beiden äußeren Enden des Vorplatzes vor dem Rathaus beschützten. Die Menschen, die dort vorbei kamen, haben gut gesehen, dass es notwendig ist eine große Feierlichkeit der Armee dicht zu schützen, damit sie ohne zu viel Behinderung ablaufen kann…

Außerdem wurden am Mittwoch Nachmittag des 7. Oktobers Pamphlete dort, wo diese PR Operation der Armee stattfand, verteilt. Die Anti-Militaristen, die die Flugblätter verteilten, bekamen außerdem Druck von Seiten der Cops, welche sie für eine Viertelstunde festhielten – die Zeit einer Identitätskontrolle. Auf Befehl der polizeilichen Hierarchie, wurden die Flugblätter konfisziert.

Jedes Jahr, organisiert der Staat militärische Paraden und Zeremonien, um ihren vergangenen blutigen Kriegen zu gedenken, während das Ganze die laufenden unterstützt und die Gegebenheiten für die zukünftigen vorbereitet. Diese häufigen Zeremonien, die dem Staat dabei dienen seine Kraft und das Gift der nationalen Einheit zu bekräftigen, sind ebenso eine sich uns bietende Gelegenheit, unsere Ablehnung ihrer Kriege zu demonstrieren, die im Äußeren für die ökonomischen Interessen des Staates und im Inneren der Grenzen gegen die Immigration oder für den Erhalt des sozialen Friedens geführt werden…

Auf der Seite der Schweiz hat es vorkurzem einige Schläge gegeben, die gegen die militärische Infrastruktur ausgetragen wurden. Mehrere Fahrzeuge der Grenzpatrouille wurden anlässlich einer Demonstration gegen die Armee am 18. September 2015 in Basel attackiert. Diese wurde gegen eine militärische Übung organisiert, die über mehrere Tage in der Stadt stattfand und bezweckte die militärischen Kräfte zu drillen, die Kontrolle und die Überwachung der Grenzen zu verbessern, aber auch jeden Versuch der Revolte und des Aufstands gegen den Staat und das Kapital abzuwehren. Einige Tage später waren es neun Fahrzeuge der Armee, die in der logistischen Militärbasis von Hinwil in der Umgebung von Zürich, niedergebrannt wurden. Der Feuerwehr ist es unglücklicherweise gelungen 14 Fahrzeuge den Flammen dieser großartigen Sabotage zu entziehen.

Anderes Beispiel, diesmal in Belgien: Ein im Inneren des Militärcamps von Amay geparktes Fahrzeug brannte ab. Das Fahrzeug, das einem Soldaten gehörte, wurde komplett zerstört. Da es nahe dem Gebäude geparkt war, verursachte das Feuer einige Schäden am Chassis des Gebäudes. Auch in Frankreich bewiesen mehrere direkte Aktionen, dass die Armee nicht unantastbar ist: in Valence (Drôme) wurden am 8. Juli 2015 Soldaten auf „Vigipirate“ Patrouille (A.d.Ü.: Begriff für franz. Sicherheitsmaßname gegen den Terrorismus, vigilance = Wachsamkeit, pirate = Pirat) im Viertel „Fontbarlettes“ mit Steinwürfen angegriffen. Ihr Fahrzeug verlor eine Scheibe und unmittelbar danach wurde die Bullenstation Ziel eines Brandstiftungsversuchs; zwischen dem 20. und 21. Juni 2015 wurden in Toulouse dem Rekrutierungszentrum der Armee (CIRFA), gelegen in der rue d‘Aubuisson, genau in der Innenstadt, sämtliche Scheiben eingeschlagen; in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2014 in Saint-Denis (93), selbes Schicksal für das in der rue Gabriel Péri, welches das wichtigste bezüglich der Rekruten in der ile-de-france ist. Das Kommunique zur Aktion sagt: „ Alle Mächtigen sind Mörder. Wir werden ihre Kriege nicht führen, wir lassen sie nicht in Frieden. Sozialer Krieg für die Freiheit (unterschrieben: die kampflustigen Deserteure).“ In der Nacht des 19. Oktobers in München (Deutschland), wurde ein ziviles Fahrzeug der Bundeswehr angezündet und verursachte 30.000 Euro Schaden. Ende Oktober wurde das Rekrutierungszentrum der Armee in Rennes, rue de la Mabilai, als Antwort auf den Mord der Bullen an dem Gegner des Damms von Testet, Rémi Fraisse, vor genau einem Jahr, attackiert: den auf dem Parkplatz abgestellten Fahrzeugen wurden die Reifen zerstochen und die Schlösser verklebt. Als Schlussfolgerung: Wenn „die Armee ihre Hand ausstreckt“, bleibt sie dennoch für jede Hand in Reichweite!

[Übersetzung: Avalanche in der Ausgabe 6]

Against this militarized world, step out of the herd !

tagsantiarmeeThe 7th and 8th October, the municipality [of Besançon] had planned to make way for the military so it can show off its potency and seduce the public. The army, this school of submission, authority and crime takes root in every aspect of our everyday life: television and radio commercials, advertising campaigns ubiquitous in the urban space, recruitment banners on many buildings, propaganda articles in the press, regional as well as national, up to being present on paper bags for baguettes.

To ensure the promotion, the newspaper of the municipality (the ‘Besançon Votre Ville’ of October 2015) devoted a special dossier, in which the historical implantation of the army in Besançon is evoked (in buildings around the city, thousands of homes and employees, etc….), while detailing its colossal budget, its additional workforce to come, its material and human means to terrorize, oppress and massacre populations. That was enough to directly oppose all this shit that took place in front of the town hall.

During the week of 3 to 9 October, there was agitation against the army and all it bears. Posters were pasted, leaflets were distributed. The eve of their big party tags were sprayed in the ‘Battant’ district and at several places in the city: “The army, it stinks, it pollutes and it makes stupid”, “Down with the military”, “Neither nations nor borders – Down with the state and its uniform”, “The army loves you to death”, “Rather vandal than corporal”, “Rather indolent than sergeant”, “Fuck leaders,” “Let’s be wild, not guards”… The ‘Ruty’ barracks located in Bersot Street were also stained with red paint, just like the signboard at the entrance of the recruitment centre (CIRFA) located next door. The authorities were of course quick to erase everything and take everything away. On Thursday, 8th October, several interventions – mostly from students – have disrupted the smooth running of this militaristic event: with slogans against the army, by speaking through a megaphone in memory of Rémi Fraisse (opposing the dam in Testet, killed there almost a year ago in clashes with the military police), or by the suspension of two banners (“Long live the horror, apply now” & “Down with the army”) to the gates of the ‘Arsenal’ building of the faculty of languages, located close to their event. At the end of the demonstration organized against the austerity imposed by the State and the bosses (while there are areas where the state drastically bleeds budgets, the security forces instead receive huge means, the police and the army first and foremost), a small group again tried to disrupt it but came across several rows of cops who protected the soldiers on both ends of the square in front of the town hall. People passing by have seen what was to be a great celebration of the army required tight protection for it to take place without too much hassle…

Moreover, pamphlets were distributed where this PR operation of the army took place in the afternoon of Wednesday, 7 October. The anti-militarists who were disseminating leaflets also suffered a small pressure from the cops who held them a quarter of an hour, the time for an identity check. By order of the cops hierarchy, the leaflets were confiscated.

nonmilitarisaEach year, the states hold military parades and ceremonies to commemorate their past bloody wars while endorsing those in progress and paving the way for those to come. These regular ceremonies, serving the state to reaffirm its strength and the poison of national unity, are all opportunities open to us to demonstrate our refusal of their wars, whether conducted on the outside for the economic interests of States, against immigration or to maintain social peace within the borders…

On the side of Switzerland, there has recently been some blows to military infrastructure. Several border patrol vehicles were attacked during a demonstration against the army on 18 September 2015 in Basel. It was organized against a military exercise that was held in the city for several days, to train military forces to improve the control and surveillance of borders, but also to ward off any attempt to revolt and uprising against the state and capital. A few days later near Zurich, 9 army vehicles were burned on a military logistical base in Hinwil. Unfortunately fire-fighters managed to extract 14 vehicles from the flames of this magnificent sabotage. Another example, in Belgium this time: a car parked inside the military camp of Amay was burned. The vehicle, which belonged to a soldier, was completely destroyed. Since it was parked near buildings, the fire caused some damage to the framework of a building. In France too, many direct actions show that the army is not untouchable. In Valence (Drôme) 8 July 2015, soldiers on ‘Vigipirate’ patrol in the district of “Fontbarlettes” were attacked with stones. Their vehicle loses a window and in the aftermath the police station was the target of an attempted arson. Between 20 and 21 June 2015 in Toulouse, an army recruitment centre (CIRFA), located in the city centre, has all its windows destroyed. On the night of 26 to 27 October 2014 in Saint-Denis (93), the same fate for centre in the Gabriel Peri Street, the largest of the Ile-de-France region in terms of recruitments. The statement claiming the action said: “All powers are assassins. We will not make their wars, we will not leave them in peace. Social war for freedom (signed: belligerent deserters)”. On the night of 19 October in Munich (Germany), a civilian vehicle of the Bundeswehr is on fire, causing 30,000 euros of damage. In late October in Rennes, the recruitment centre of the army, located at Mabilais Street, is attacked in response to the killing by the military police of an opponent to the dam of Testet, Rémi Fraisse, one year ago: vehicles parked in the parking lot get their tires punctured and locks glued. In conclusion: if the “army is reaching out”, it is all the same within reach of everyone !

[Translated in ‘Avalanche n°6‘]

Bis zu seinem Tot, der Staat bleibt unser Feind!

abasletatTag für Tag perfektioniert der Staat seine Mittel zur Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung (wachsende Anzahl Kameras, Inbetriebnahme von neuen biometrischen und mit Chip versehenen Papieren, Drohnen, DNA-Erfassung…). Die technologischen Mittel, die der Staat auf uns alle anwendet, sind eine Illustration seiner Angst von Revolten, die das friedsame Leben der Dominierenden erschüttern könnte. Zu allen Zeiten in der Geschichte hat die Herrschaft mit dem Schreckgespenst des inneren Feindes gedroht – das sie benutzt, um den Bürgern Angst zu machen und ihre Unterstützung zu gewinnen – mit dem Ziel, seine eigene Sicherheit auszubauen, anders gesagt der Schutz der sozialen Ordnung. Heute ist es der „bärtige Islamist“ (auch als Einzelner), der ihr als Schreckensbild dient, um niederträchtige Gesetze in Windeseile zu erlassen. Man kann daher seit anfang Januar und dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ (das bereits in der 2. Ausgabe von „Séditions“ angeführt wurde) von antiterroristischen Gesetzen sprechen. Am 18. September zahlte ein Betrüger, der sich auf einem Zug auf der Toilette einsperrte, um nach Paris zu gelangen, den Preis für den Staatsterrorismus: Hunderte Bullen mit einem Helikopter griffen ein, um den Bahnhof von Rotterdam zu evakuieren. Der Zugverkehr wurde ebenfalls blockiert. Das verübte Verbrechen: Der Wille gratis zu reisen, ohne durch den Schalter zu gehen! Anders gesagt ist dies ein perfektes Abbild dieses Krieges gegen die Armen. Mitte Oktober weitete der Staat – im rechtlichen Rahmen – die Befugnisse der Bullen und den Milizen des Transports (SNCF, RATP) aus: Gepäckkontrollen, „Sicherheitsabtastungen“, Durchsuchungen werden für sie leider möglich. Bis anhin konnten Polizisten und Gendarmen Gepäck von Passagieren nur im Falle eines erwiesenen „Delikts“ durchsuchen und auch dies nur mit der Einwilligung der Passagiere. Und wenn du dich den Befehlen der Ordnungshüter nicht beugst, wird dir der Zugang zum Zug verwehrt. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Repressionsorganen wird ausgebaut, wie dies die Übungen bezeugen, bei der Sicherheitsagenten der SNCF bei den Soldaten lernten, wie Widerspenstige besser gebändigt werden können. Bald wird der Staat die Nutzung von Drohnen ausbauen, um die Überwachung sogenannt „sensibler“ Infrastruktur zu vergrössern (die Gendarmerie wird die erste sein, der dies zur Verfügung gestellt wird). Die SNCF plant bereits dessen Nutzung in der Nacht ein, um gegen die Sabotagen auf den tausenden Kilometern der Bahnstrecken anzukämpfen, die derart neuralgische Punkte für das reibungslose Funktionieren des Warenverkehrs, sowohl menschlich wie materiell, darstellen.

All die unzähligen Mittel zur Überwachung sind eng mit dem Krieg verbunden, den der Staat gegen die Migranten führt.

Am letzten 12. September ruften internationalistische Aktivisten zu einer Versammlung zum Empfang von Flüchtlingen in Besançon auf (ausgerechnet unter dem Slogan „Flüchtlinge willkommen“). Zuerst ist es wichtig sich zu erinnern, dass derjenige, der als „Flüchtling“ anerkannt ist, von einem Kriegsland kommt, das der („Aufnahme-“) Staat als solches anerkennt. Er ist es, der entscheidet, ob dieser oder jener Migrant den Status („des politisches Asyls“ oder „des Flüchtlings“) verdient hat oder eben nicht. Und diese Mission der Sortierung wird, unter anderen, den karitativen Organisationen (Emmaüs, Rotes Kreuz, etc…) überlassen. Diese Status, die von vorne bis hinten vom Staat konstruiert sind, versuchen zwischen den Migranten bei ihrer Suche nach diesem verdammten Stück Papier, Spaltungen hervorzurufen. Der Erhalt dieses Passierscheins („laissez-passer“) kann nicht als ein Ziel an sich verstanden werden. Als Anarchisten sind wir für das Ende mit allen Staaten und ihren Papieren, ihren fiktiven und realen Schranken, die die Dominierenden zwischen den Menschen auf der ganzen Welt errichten.

Die Angst des Staates liegt im Übrigen im unkontrollierbarem Aspekt der Immigration: Die Mission der Registrierung von Migranten durch die uniformierten Militärs und Humanitären, ihre europäische Koordination durch die Agentur FRONTEX sind da, um dem zu begnegen.

no-border-besak082015So ist es auch keine Überraschung, dass dieser Aufruf zur Versammlung leicht von der lokalen Macht rekuperiert werden konnte (in ihrer Zeitung nimmt der Bürgermeister der PS (Parti Socialiste) diese Mobilisierung mit einer Prise Chauvinismus auf sein Konto). Was gibt es letztendlich normaleres, als die „Aktivisten“, die sich auf das gleiche Spielfeld wie die Macht begeben. Der Staat und die Bürgermeisterämter gehen noch weiter, indem sie verkünden, eine limitierte Anzahl Migranten, Opfer des vom IS auferlegten Terrors, aufzunehmen. Der Staat ruft die Bürger zur Wohltätigkeit auf und verwandelt sie so in karitative Freiwilligenarbeiter. Der Migrant wird als Opfer und abhängiges Wesen betrachtet, den es in die Gesellschaft zu integrieren und produktiv zu machen gilt. Diese Quoten sind offensichtlich nichts anderes als selektive Immigration: Sie stellen sich den Plänen der Staaten bei, denn es handelt sich um die Suche nach Arbeitskräften im technischen Sektor wie der Informatik (in Deutschland hat die Regierung bereits angekündigt, syrische Migranten für ihre grossen Kompetenzen und Kenntnisse in diesem Bereich zu regularisieren). Dennoch hat die Abschiebemaschine des Staates noch nie so gut funktioniert: Razzien in Zusammenarbeit zwischen Kontrolleuren und Sicherheitsbeamten der SNCF, Grenzpolizei, etc… ; Sans-Papiers, die mit Gewalt in die Charterflüge von Air France gepresst werden; Abschiebeverfahren gegen Familien und ihre Kinder (eingeschult oder nicht, wen kümmerts!) sind hierbei alltägliche Vorführungen. Die Bullen und Funktionäre bekämpfen diejenigen, die sich auf irgendeine Art über den Staat und seine Gesetzen hinwegsetzen; die, wie viele andere – immer mehr, mit oder ohne Papiere – keine andere Wahl haben als die Illegalität, um zu überleben…

Die Sans-Papiers durch das Sammeln von Kleidern, Nahrung und kleinen Geldbeiträgen während den Konzertabenden zu unterstützen, ist gewiss lobenswert, doch was ist unsere Haltung gegenüber den Institutionen, die an ihrer Sortierung, ihren Abschiebungen, ihrer Einsperrung mitwirken? Lässt man sie weiter im Frieden oder nimmt man das Problem in die Hände und greift sie an? Hier tuen sich die unerschütterlichen Gräben zwischen jenen auf, die die Fundamente dieser Welt in einer revolutionären Perspektive durchbrechen wollen und denen, die das Existierende erträglicher machen wollen und es somit erhalten. Die Selbstorganisation unter den Beherrschten (Unterkunft, Nahrung, das alltägliche Durchschlagen betreffend) ist sicherlich mehr als notwendig, doch macht sie nur Sinn, wenn sie gleichzeitig von offensiven Praktiken gegen die Strukturen der Macht, die unterdrücken, einsperren, abschieben und mit allen aufräumt, die als schädlich oder überflüssig für den Vormarsch des Kapitalismus und die Stabilität des Staats betrachtet werden, begleitet ist.

Um auf diese Versammlung zurückzukommen, einige Anarchisten waren dennoch anwesend, um einen Flyer mit dem Titel „Weder Staat noch Wohltätigkeit – aktive Solidarität mit allen Sans-Papiers“ zu verteilen, um einen anderen Klang als derjenige der Organisationen der extremen Linken, die ihre politischen Programme verteilten, beizusteuern.

Der verteilte Flyer auf französisch und englisch

[Traduit par Aus dem Herzen der Festung]